ADHS bei Erwachsenen

Wenn das Gehirn Party macht – und du nicht eingeladen bist!

 

ADHS? Das ist doch diese Sache mit den zappeligen Kindern, oder? Ja… aber nein. Auch viele Erwachsene leben mit ADHS – oft unerkannt, oft mit einem ständigen Gedankenkarussell im Kopf, das sich einfach nicht abschalten lässt. Konzentration? Schwierig. Einschlafen? Nur wenn das Gehirn Pause macht (Spoiler: macht es selten). Und dann wären da noch tausend Ideen, von denen jede grossartig beginnt – und nur wenige zu Ende gedacht werden.

Hier findest du Infos, Gedanken und Erfahrungen zu einem Thema, das oft übersehen wird – aber vielen das Leben schwer macht. Oder bunter. Oder beides gleichzeitig.

Mit Aha-Momenten, ehrlichen Worten und ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

„Du bist halt ein bisschen chaotisch.“
„Du musst dich einfach besser konzentrieren.“
„Du fängst ständig was Neues an – bleib doch mal bei einer Sache!“

Kennst du solche Sätze? Ich auch. Mein ganzes Leben lang.

Was viele nicht wissen: Das kann AD(H)S im Erwachsenenalter sein –
und es hat nichts mit „Zappelphilipp“ zu tun.

Mein persönlicher Einstieg ins Thema:

Als Kind war ich nie still. Ich bin gehüpft, statt zu gehen.
Ich hatte Energie für zehn und einen Kopf voller Ideen.
Heute sieht das ähnlich aus – nur weniger süss und mehr … erwachsen anstrengend.

Mein Kopf ist ein Dauerlaufband. Gedanken rasen. Ich will schlafen – mein Gehirn will diskutieren.
Ich bin voller Ideen – aber der Weg zur Umsetzung ist oft wie ein Labyrinth mit Neonreklame: „OH! Eine neue Idee!“
Beim Autofahren fluche ich wie ein Rohrspatz, weil ich einfach nicht warten kann und wenn ich einen Termin habe, mein Gegenüber aber zu spät kommt, drehe ich innerlich komplett am Rad.
Im Onlineshoppen bin ich Weltmeister, weil wenn ich etwas haben will, ist es im nächsten Moment schon bestellt.
Ich bin aber auch kreativ und muss alles ausprobieren....

Ob ich ADHS habe? Ich weiss es (noch) nicht genau. Aber ich merke:
Es würde vieles erklären. Vielleicht auch bei dir?

Wie äussert sich ADHS bei Erwachsenen eigentlich?

Im Erwachsenenalter zeigt sich ADHS oft anders als bei Kindern.
Nicht immer durch Hyperaktivität – sondern eher durch:

  • Konzentrationsprobleme
  • Sprunghafte Gedanken, Gedankenflut
  • Reizüberflutung
  • Chaos im Alltag
  • Schwierigkeit, zur Ruhe zu kommen
  • 100 Tabs offen – im Browser und im Kopf
  • Vergesslichkeit - da war doch noch was?
  • Probleme mit Beziehungen oder im Beruf
  • Empfindlichkeit
  • Schüchtern, ängstlich oder verträumt sein

Typische Alltagssituationen, die viele Betroffene kennen:

  • Du willst schlafen, aber dein Kopf hat plötzlich Gesprächsbedarf mit dir.
  • Du verlegst ständig Dinge, vergisst Termine oder wanderst mit der Zahnbürste in der Hand in drei Räume – aber ohne Zähne zu putzen.
  • Du beginnst Projekte voller Elan, aber verlierst den Fokus – weil die nächste Idee schon anklopft.
  • Du fühlst dich oft überfordert, obwohl du eigentlich motiviert bist.

Kommt dir das bekannt vor? Dann lies weiter.

Was helfen kann:

Spoiler: Es gibt nicht die eine Lösung – aber viele kleine Hilfen:

  • Strukturen bauen, die dich unterstützen
  • Apps und Tools nutzen, die Erinnerungen übernehmen
  • Bewegung & Pausen, um dein Nervensystem zu regulieren
  • Humor & Selbstmitgefühl – dein bester Notfallkoffer
  • Therapie oder Coaching mit ADHS-Kompetenz
  • Medikamente (nur wenn sinnvoll und nach ärztlicher Abklärung)

Bin ich einfach nur chaotisch – oder steckt mehr dahinter?

Diese Frage stellen sich viele. Deshalb plane ich einen kleinen Selbstcheck – bald hier auf der Seite. (Sobald ich mit meiner Abklärung durch bin ;-))


Und: Ich werde Interviews mit Fachpersonen und Betroffenen veröffentlichen, die offen über ihre Erfahrungen sprechen.

Fakten zu ADHS

01

Was ist ADHS eigentlich?

ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Es handelt sich um eine neurobiologische Entwicklungsstörung, bei der bestimmte Botenstoffe im Gehirn (v. a. Dopamin und Noradrenalin) aus dem Gleichgewicht geraten sind. Das betrifft insbesondere Bereiche, die für Aufmerksamkeit, Impulskontrolle und Selbstregulation zuständig sind.

02

ADHS ist keine "Kinderkrankheit"

Früher wurde ADHS fast ausschließlich mit Kindern in Verbindung gebracht. Heute weiss man:
60–80 % der betroffenen Kinder haben auch im Erwachsenenalter noch Symptome.
Allerdings verändern sich diese oft – z. B. zeigt sich Hyperaktivität eher als innere Unruhe.

03

ADHS kann auch "leise" sein

Die sog. ADHS ohne Hyperaktivität zeigt sich durch:

  • Träumen, Abschweifen
  • Verlangsamung
  • Mangel an Motivation
  • Tendenz zur Reizüberflutung

Diese Form wird bei Erwachsenen besonders oft übersehen – vor allem bei Frauen.

04

Mögliche Symptome

ADHS bei Erwachsenen kann sich in verschiedenen Bildern äussern. Meist sind aber folgende Symptome anzutreffen:

  • Unaufmerksamkeit und Schwierigkeiten dabei, sich zu konzentrieren oder Aufgaben zu Ende zu führen
  • Organisationsprobleme, wie das Einhalten von Terminen, Ordnung halten oder den Alltag planen
  • Hyperaktivität, die sich auch in innerer Unruhe äussern kann, Unfähigkeit stillzusitzen oder ständiger Bewegungsdrang
  • Impulsivität, vor allem bei der Entscheidungsfindung oder bei der Kontrolle von Gedanken und Handlungen
  • Emotionale Achterbahn, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder eine niedrige Frustrationstoleranz


 

05

Häufige Begleiterkrankungen 

  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Substanzkonsum (z. B. Nikotin, Koffein, Alkohol – als Selbstregulation)
  • Essstörungen
  • Persönlichkeitsstörungen

Daher ist eine gründliche Abklärung durch Fachpersonen wichtig.

06

Diagnostik

Die Diagnose erfolgt durch Fachpersonen (Psychiater, Psychologe), z. B. über:

  • Detaillierte Anamnesegespräche
  • Fragebögen
  • Verhaltensbeobachtung
  • Ggf. neuropsychologische Tests

Eine fundierte Diagnose ist wichtig – AD(H)S kann viele Gesichter haben und wird oft verwechselt.

07

Behandlungsmöglichkeiten

ADHS ist gut behandelbar, auch im Erwachsenenalter:

  • Psychoedukation (Verstehen der eigenen Muster)
  • Verhaltenstherapie oder Coaching
  • Medikamentöse Therapie 
  • Strukturhilfen im Alltag, z. B. Zeitmanagement, Erinnerungs-Apps

Bewegung, Achtsamkeit, Ernährung – als unterstützende Maßnahmen




ADHS

– Chaos im Kopf, aber kein Fehler im System

ADHS im Erwachsenenalter ist kein Modetrend und auch kein „bisschen zerstreut sein“. Es ist eine reale, oft lange unverstandene Herausforderung – aber eben auch eine andere Art, die Welt zu erleben. Wer die eigenen Muster kennt, kann damit besser umgehen und seine Stärken nutzen, anstatt sich ständig zu verbiegen.

Du bist nicht „daneben“ – du bist anders. Und das darf auch mal laut, kreativ, unruhig, gefühlvoll oder völlig unlogisch sein.

Und wenn’s im Kopf mal wieder tanzt: Atmen. Sortieren. Weitermachen.
Oder einfach kurz hüpfen. Wie früher.

 

 

 

 

 

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