Wenn der Körper Streikt – CFS & mentale Last
Kennst du das Gefühl, als wär dein Akku leer – aber nicht so "leerer-Kaffee-am-Morgen"-leer, sondern „ich-kann-kaum-aus-dem-Bett“-leer? Willkommen in der Welt von CFS / ME (Chronisches Erschöpfungssyndrom / Myalgische Enzephalomyelitis). Ein Zustand, der sich anfühlt wie ein Burnout auf Speed – nur ohne das Adrenalin.
Während dein Verstand noch "Los geht's!" ruft, schreit dein Körper längst: "Nope. Ende. Feierabend." Klingt widersprüchlich? Ist es auch. Und genau deshalb möchte ich das Thema ansprechen – hier unter der Rubrik Innere Konflikte.
Körperlich erschöpft – mental im Ausnahmezustand
Menschen mit CFS kämpfen auf zwei Ebenen:
- Körperlich: permanente Erschöpfung, Muskelschmerzen, Gehirnnebel, Schlafprobleme, Kreislauf im Streik.
- Mental: Schuldgefühle, Selbstzweifel, Überforderung, Angst, nicht mehr „zu funktionieren“.
Der innere Konflikt?
- Du willst dich nicht hängen lassen.
- Du willst mitmachen.
- Du willst nicht „die Kranke“ sein.
Aber dein Körper hat andere Pläne – und das kann extrem zermürbend sein.
Typische Gedanken bei CFS (und warum sie dich fertig machen)
- „Ich bin faul.“
- „Ich reiss mich einfach nicht genug zusammen.“
- „Ich bilde mir das wahrscheinlich nur ein.“
- „Alle anderen schaffen es doch auch.“
- „Ich will doch nur normal sein.“
Stopp!
Diese Gedanken sind verständlich – aber sie helfen nicht. Im Gegenteil: Sie machen den inneren Druck noch größer.
Tipps zum Überleben im Funktions-Modus
Weil du nicht ständig gegen deinen Körper kämpfen kannst, hier ein paar kleine Impulse – ohne Druck, ohne Anspruch auf Heilung, aber vielleicht mit einem Mini-Stück Erleichterung:
- Akzeptanz ist kein Aufgeben. Es ist der erste Schritt, um nicht täglich gegen dich selbst zu kämpfen.
- Nein sagen. Auch wenn dein innerer Antreiber wieder brüllt.
- Tagebuch führen. Nicht für Instagram. Für dich. Für Klarheit.
- Reizreduktion. Musik, Ohrstöpsel, Bildschirmpause – dein Nervensystem sagt danke.
- Langsam ist das neue Schnell. Nur wer innehält, merkt, wie schnell er gerannt ist.
- Selbstfürsorge mit Humor. Ja, vielleicht bist du heute ein Blumenkohl – ein matschiges. Aber ein liebenswertes.
Weitere Informationen
zu CFS und ME
ME/CFS Schweiz
Auf der Webseite des Vereins «ME/CFS Schweiz», der sich für die Anerkennung von ME/CFS im In- und Ausland einsetzt, findest du viele Informationen zum Krankheitsbild, mögliche Auslöser und Therapieansätze.
SGME
Die Webseite der Schweizerischen Gesellschaft für ME & CFS bietet dir einen guten Einblick in die Erkrankung. Dort kannst du mit einem Fragebogen klären, ob du betroffen bist oder dir hilfreiche Infomaterialien downloaden.
Selbsthilfegruppen
Du möchtest dich mit anderen zum Thema CFS austauschen? Geeignete Selbsthilfegruppen in deiner Umgebung können dich hier unterstützen. Auch online möglich.
Sichtbare oder wahrnehmbare Anzeichen von CFS
01
Erschöpfte Körperhaltung
Viele Betroffene wirken schlapp, kraftlos oder in sich zusammengesackt. Sie stehen selten aufrecht, lehnen sich oft irgendwo an oder sitzen, wo es nur geht – und das nicht aus Faulheit, sondern weil der Körper einfach nicht mehr kann.
02
Verlangsamte Bewegungen
Was früher locker von der Hand ging, braucht jetzt Zeit. Langsames Gehen, häufiges Pausieren oder das Gefühl, dass selbst ein Einkauf wie ein Marathon wirkt – all das kann auffallen.
03
Hilfsmittel im Alltag
Einige greifen zu Gehstöcken, Rollatoren oder Rollstühlen – nicht, weil sie gelähmt sind, sondern weil sie sich die wenigen Energieressourcen gut einteilen müssen.
04
Geistesabwesenheit oder Verwirrung
Manchmal wirken Betroffene "abwesend" oder geistesabwesend – schauen leer, reagieren verzögert oder vergessen plötzlich den Faden. Nein, das ist kein Desinteresse – sondern Nebel im Kopf, der mitdenken einfach unmöglich macht.
05
Dauerhafte Müdigkeit im Gesicht
Dunkle Augenringe, fahle Haut, eingefallene Gesichtszüge – die Erschöpfung kann sich auch optisch zeigen, besonders an schlechten Tagen.
06
Unzuverlässigkeit (nicht aus böser Absicht!)
Verabredungen werden kurzfristig abgesagt, Termine vergessen – das wirkt auf Aussenstehende manchmal unhöflich. Dabei kämpfen Betroffene oft mit massiven Energieschwankungen, die sich einfach nicht planen lassen.
07
Empfindlichkeit auf Reize
Sonnenbrille bei bewölktem Himmel? Kopfhörer beim Stadtbummel? Manche reagieren extrem sensibel auf Licht, Lärm oder sogar Gerüche – und schützen sich, wo sie können.
08
Satzabbrüche oder langsames Sprechen
Bei starker Erschöpfung fällt sogar das Reden schwer. Betroffene sprechen langsamer, brechen Sätze ab oder suchen nach Worten. Nicht weil sie „doof“ sind – sondern weil das Hirn einfach auf Energiesparmodus ist.
09
Plötzlicher Leistungsabfall
Menschen, die früher 200% gegeben haben, müssen plötzlich den Grossteil ihres Alltags absagen oder umstrukturieren. Der Kontrast kann auffallen – gerade im Job oder sozialen Umfeld.
CFS
– eine unsichtbare, aber sehr reale Erschöpfung
Chronisches Fatigue-Syndrom ist mehr als nur „ein bisschen müde“. Es ist eine ernsthafte Erkrankung, die Körper und Geist ausbremst – oft ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen. Gerade deshalb ist es so wichtig, Betroffene ernst zu nehmen, auch wenn man „nichts sieht“. Hinter jedem abgesagten Termin, jeder ruhigen Phase, steckt meist ein ganzer Kampf, den Aussenstehende nicht mitbekommen. Ein bisschen Verständnis, Rücksicht – und ein offenes Herz – können hier einen großen Unterschied machen.